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BV Stift Quernheim besteht seit genau 100 Jahren

Der heutige Vorsitzende Ernst Hake (l.) und der 2.Vorsitzende Kai Grannemann stehen mit der Vereinssatzung vor dem Gedenkstein, der an den Gründungsvorsitzenden Wilhelm Horstmeier erinnert. – © Thomas Vogelsang

Der Verein aus dem Norden Kirchlengerns wurde am 23. Januar 1921 gegründet. Gefeiert werden kann das Jubiläum wegen der Corona-Pandemie nicht wie ursprünglich geplant.

Kirchlengern. Was wäre wohl geworden, wenn der Hauptlehrer der Schule in Klosterbauerschaft ein weniger strenger Herr gewesen wäre? Am ersten Januar-Sonntag des Jahres 1921 hatte er ein paar Jungen vom Schulplatz gejagt, die dort mit einem Gummiball Fußball spielten auf Tore, die durch Steine markiert waren. Es sollte die Initialzündung sein zur Gründung des BV 1921 Stift Quernheim, der an diesem Samstag, dem 23. Januar 2021, sein 100-jähriges Bestehen feiert.

Es war der schlichte Wunsch nach einer Freizeitbeschäftigung gewesen, der zuvor im Herbst 1920 die drei Lehrlinge Wilhelm Heidenreich, Friedrich Nunnenkamp und August Meyer bewogen hatte, sich sonntags zum gemeinsamen „Bolzen“ zu verabreden. Es war eine Zeit, in der es im Ort nur ein Auto – das gehörte dem Doktor – und wenige Fahrräder gab. Zu den damals üblichen Treffen in Wirtshäusern und auf Tanzböden durften die drei damals noch keine 18 Jahre alten Jugendlichen noch nicht. Und so musste etwas passieren, damit zumindest das Fußballspielen weiter möglich sein konnte. Sie beschlossen, einen „richtigen Verein“ zu gründen. Bei „Mutter Niermann“ in Stift Querheim wurde daraufhin der „Ballspielverein 1921 Klosterbauerschaft-Stift Quernheim“ aus der Taufe gehoben. Dessen Satzung, die noch heute im Vereinsheim des BV 21 in Ehren gehalten wird, wurde am 23. Januar vom Vorstand unterschrieben.

„Alles ist familiär und der Zusammenhalt ist groß“

Geburtstagsgruß: Eine Urkunde des Kreissportbundes hat der BV Stift Quernheim zum 100-jährigen Bestehen bereits bekommen. | © Thomas Vogelsang

Erster Vorsitzender war der damals 26-jährige Lehrer Wilhelm Horstmeier. Der löste in der Folge federführend die nun auftretenden elementaren Probleme wie die Suche nach einer Spielstätte und nach Toren. „Hätten wir in diesen Tagen nicht unseren Horstmeier gehabt, wäre der Verein wahrscheinlich schon bald wieder aufgelöst worden“, wird Gründungsmitglied August Meyer, der im ersten Vorstand den Posten des Kassierers übernommen hatte, in der Broschüre des BV 21 zum 50-jährigen Bestehen 1971 zitiert.

Gespielt wurde zunächst auf einer Wiese im Ortsteil Maienhaupt, für die Tore stellte dass Vereinsmitglied Willy Ernstmeyer Bäume aus seinem Tannenwald zur Verfügung. Im ersten offiziellen Spiel ging es dann gegen Eggetal Oberbauerschaft, es endete 1:3. Wilhelm Horstmeier starb übrigens 1934 im Alter von nur 39 Jahren nach schwerer Krankheit. An ihn erinnert bis heute ein Gedenkstein am Sportplatz im „Friedenstal“, wo der BV 21 seit 1931 seine Partien austrägt.

Szenenwechsel: 100 Jahre später muss sich der aktuelle Vorstand um den Vorsitzenden Ernst Hake und den 2. Vorsitzenden Kai Grannemann mit anderen Schwierigkeiten befassen. Die Corona-Pandemie hat auch beim BV 21 alle sportlichen Aktivitäten lahmgelegt. Und natürlich wird es an diesem Wochenende auch keine große Feier geben, die dem Anlass eigentlich angemessen gewesen wäre. „Wir hatten einen Festausschuss gebildet, aber der ruht im Moment“, erklärt Grannemann. „Es kann derzeit eben niemand vorhersagen, wann und wenn ja wie groß Feiern wieder möglich sind. Das ist natürlich bei solch einem herausragenden Jubiläum schon ziemlich bitter. Aber wir werden zumindest eine Festschrift herausbringen, das ist sicher.“ Der 48-jährige Grannemann ist seit rund 15 Jahren im Vorstand dabei und war auch selbst als Spieler aktiv. Aus dieser Zeit stammt auch seine persönlich schönste sportliche Erinnerung mit dem BV Stift Quernheim. „Das war 2005 der Aufstieg mit der 2. Mannschaft. Es ging zwar ,nur’ aus der Kreisliga C in die B-Liga, aber wir sind in den 22 Saisonspielen komplett ohne Punktverlust geblieben.“

„Kinder sagen immer Hausmeister zu mir“

Der zweite Aufstieg in die Landesliga im Jahr 1990. | © Privat

Geradezu ein Füllhorn an Erinnerungen hat Ernst Hake zu bieten. Der 71-Jährige ist seit fünf Jahrzehnten beim BV Stift Quernheim und seit 2004 dessen Vorsitzender. Heute ist der Pensionär eigentlich täglich am Platz zu finden. „Die Kinder hier sagen immer Hausmeister zu mir“, erklärt er lachend. Aktiv war Hake als Torwart noch bis vor wenigen Jahren, insgesamt hat er über 1.000 Spiele für den Verein bestritten.

„Ich erinnere mich besonders gern an unseren ersten Aufstieg 1969 in die Landesliga, die damals die zweithöchste deutsche Amateurklasse war, unter Trainer Siegfried Beiderwieden, und die dann folgenden zehn Jahre in dieser Spielklasse mit Derbys vor mehreren 1.000 Zuschauern.“ Und vor allem auch an Erhard Gizinski, der dem nun ins Amt des Fußballobmanns wechselnden Beiderwieden 1970 als Trainer folgte, denkt Hake gern zurück. „Der war für unsere Verhältnisse ein Welttrainer!“

Nur kurz war hingegen das Intermezzo, dass der ehemalige Nationalspieler Lothar Emmerich 1978 als Spielertrainer in Stift Quernheim gab. „Der schoss einem den Ball mit seiner berühmten ,linken Klebe’ tatsächlich mit Ansage unhaltbar um die Ohren. Aber nach wenigen Wochen hat er sich hier aus dem Staub gemacht, ohne ,tschüss’ zu sagen. Es hieß, dass er Heimweh nach Würzburg hatte, von wo er zu uns gekommen war“, erzählt Hake.

Sportlich läuft es rund

Natürlich gab es in all den Jahren auch sportliche Misserfolge wie zum Beispiel den vollkommen unnötigen Abstieg aus der Bezirksliga im Jahr 2001, doch dass die Dinge im „Friedenstal“ einmal so richtig schlecht liefen, daran können sich weder Hake noch Grannemann erinnern. „Der BV Stift Quernheim war für uns immer eine tolle sportliche Heimat. Alles ist familiär und der Zusammenhalt ist groß. Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist vorbildlich, da bekommen wir alle mögliche Unterstützung“, betonen die Vorständler unisono.

Und auch mit dem benachbarten VfL Klosterbauerschaft wird in diesen Tagen eine sehr gute Nachbarschaft gepflegt. Nachdem sich der VfL im Jahr 1953 quasi vom BV 21 als selbstständiger Verein abgespalten hatte, herrschte lange die in solchen Fällen oft übliche Ortsrivalität in beiden Lagern – Schnee von gestern. Seit 2012 sind beide Klubs in einer Altligaspielgemeinschaft, seit 2013 auch in einer Jugendspielgemeinschaft verbunden. „Das funktioniert absolut reibungslos“, sieht Grannemann die Weichen auch für eine weitere Annäherung als gut gestellt an.

In jedem Fall kann der BV 1921 Stift Quernheim, trotz Corona-Pandemie, mit viel Zuversicht die ersten Schritte in das zweite Jahrhundert seiner Vereinsgeschichte gehen. Sportlich läuft es rund, die erste Mannschaft hat vor der Spielpause die Tabellenspitze in der Bezirksliga erklommen. Kai Grannemann: „Und unser Trainer Sebastian Numrich, mit dessen Arbeit wir sehr zufrieden sind, hat auch schon für die nächste Saison zugesagt. Wir werden weiter den Weg gehen, vornehmlich junge Talente mit Herzblut im Verein weiterzuentwickeln. Das ist der Weg, der gut zu uns passt und ein großes Pfund, das wir hier schon in den letzten Jahren hatten.“

(Quelle: NW vom 23.01.2021)

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